Ein Ort für "Wissenschaft im Campus"

Richtfest am Wilhelm-Weber-Haus in der Lutherstadt Wittenberg

Das Wilhelm-Weber-Haus mit noch unsanierter Fassade // Foto: Niklas Nitzschke, IBA-Büro GbR

22. November 2009 –

Das Wilhelm-Weber-Haus in der Lutherstadt Wittenberg wird im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010 unter dem Titel „Wissenschaft im Campus“ als neuer Standort des Wissenschaftszentrums Sachsen-Anhalt Lutherstadt Wittenberg e. V. ausgebaut. Am Donnerstag, den 26. November wird um 14:00 Uhr in der Schlossstraße 10 Richtfest gefeiert.

Es laden ein: die Lutherstadt Wittenberg und der Gebäudeeigentümer, die WIGEWE Gesellschaft für Wohneigentum mbH Wittenberg, die beteiligten Gewerke sowie Partner und Interessenten.

Der Campus Wittenberg als außeruniversitärer Lernort erhält mit dem Wilhelm-Weber-Haus einen weiteren Mosaikstein, denn wiederum wird ein denkmalgeschütztes Gebäude durch eine Einrichtung genutzt, die Bildungsinhalte produziert und auch für den wissenschaftlichen Austausch zur Verfügung stehen wird. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme sind für das dritte Quartal 2010 vorgesehen.

Das Haus

Der stattliche Renaissancebau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, auch als Bürgerhaus „Zur Goldenen Kugel“ bekannt, ist als ehemalige Posthalterei und Geburtshaus Friedrich Wilhelm Webers von kulturgeschichtlicher Bedeutung. Es wurde im 16. und 17. Jahrhundert vermutlich von Professoren der Wittenberger Universität bewohnt, bei einem Brand Anfang des 19. Jahrhunderts weitgehend zerstört und 1816 wieder aufgebaut.

Sein Erscheinungsbild ist von der spätklassizistischen Putzfassade aus der Zeit um 1880, zahlreichen Details der Erbauungszeit und der goldenen Kugel als Hauszeichen geprägt. Architektonisch herausragend sind das Portal mit klassisch profilierter Archivolte und Wappenreliefs, das rundbogige Durchfahrtsportal mit zwei Wappenschilden in Rollwerkrahmen, die beiden Torflügel mit reichem Akanthusschnitzwerk vom Anfang des 18. Jahrhunderts und die reich geschnitzte Eingangstür als Zeugnis einer Barockisierung.
An der Rückseite des Hauses, zur Wallstraße hin, findet man Reste des Gartens mit spätklassizistischer Einfriedung.

Der Namensgeber

Friedrich Wilhelm Weber war ein bedeutender deutscher Physiker und Universitätsprofessor in Göttingen. Er wurde am 24. Oktober 1804 als Sohn eines Theologieprofessors in der Wittenberger Schlossstraße 10 geboren.

In Göttingen entwickelte er die Grundlagen der elektrodynamischen Maßbestimmung. Die international übliche Maßeinheit „Weber“ (abgekürzt Wb) des magnetischen Flusses ist nach ihm benannt. Gemeinsam mit Karl Friedrich Gauß konstruierte er im Jahr 1833 die erste elektromagnetische Telegraphenanlage. Dazu verlegten sie zwei Kupferdrähte über die Dächer der Stadt Göttingen und vermittelten den telegraphischen Verkehr zwischen dem physikalischen Institut und dem magnetischen Observatorium der Sternwarte.

1837 gehörte Weber zu den „Göttinger Sieben“, die ihrer freiheitlichen Gesinnung wegen suspendiert wurden. Wilhelm Weber verstarb am 23. Juni 1891 in Göttingen. Heute erinnert in Lutherstadt Wittenberg ein Emailleschild am Haus in der Schlossstraße an seinen bedeutenden Bewohner und Namensgeber.

Der Nutzer

Als zukünftiger Nutzer und Betreiber wird das Wissenschaftszentrum Sachsen-Anhalt Lutherstadt Witttenberg (WZW) hier eine moderne Wirkungsstätte in einem historischen Gebäude finden. Der Verein soll den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit fördern und die Kooperation und Vernetzung innerhalb des Wissenschaftssystems unterstützen.

Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, und Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, dem Kultusminister Sachsen-Anhalts, arbeiten hochrangige Persönlichkeiten der Hochschullandschaft des Landes an der Umsetzung der Vereinsziele mit. Zu den Aufgaben des WZW gehören auch die Koordinierung der Exzellenz-Offensive des Landes, die Entwicklung von Konzepten und Kriterien für eine qualitätsgeleitete Forschungsförderung sowie die Unterstützung der Nachwuchsausbildung. Das WZW erarbeitet u. a. Empfehlungen für die Vergabe von Forschungsmitteln des Landes nach Evaluationskriterien und wickelt die administrative Begleitung der Fördermaßnahmen ab.

Ausblick

Im Wilhelm-Weber-Haus werden im Präsentationszeitraum der IBA Stadtumbau 2010 von Mai bis Oktober kommenden Jahres alle sieben Wittenberger IBA-Bauprojekte der Öffentlichkeit mit Veranstaltungen vorgestellt. Am 4. Juni 2010, 19:00 Uhr wird die Baustelle des Wilhelm-Weber-Hauses in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Dabei stellt sich der künftige Nutzer vor, es wird Einblicke in die Baustelle, Informationen zum historischen Gebäude, dem Umbauprozess sowie die Aufführung einer musikalischen Burleske unter dem Titel „Telefon“ geben.