Offenes Haus

Interview mit Sabine Radtke

Die Köthenerin Sabine Radtke ist bibliothekarische Leiterin der Europäischen Bibliothek für Homöopathie; das Gespräch mit ihr fand wenige Monate vor der Eröffnung statt.

Wie muss man sich die Europäische Bibliothek für Homöopathie zukünftig vorstellen?

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Sabine Radtke: Als offenes Haus, in dem ständig Menschen ein- und ausgehen. Wir sind natürlich eine Fachbibliothek, aber das Spital sollte auch im kulturellen Leben Köthens zukünftig nicht mehr wegzudenken sein. Wir wollen etwa mit der Buchhandlung, dem Ludwigsgymnasium und der Volkshochschule zusammenarbeiten. Gerne würde ich die Ärzte des Krankenhauses ins Spital locken, vielleicht mit einer Sonntagsvorlesung.

Die IBA-Projekte zielen ja auch darauf ab, Selbstheilungskräfte zu aktivieren und verborgene Potenziale aufzuspüren. Inwiefern ist das geglückt?

Sabine Radtke: Mich hat da die Fotoausstellung in der Ludwigstraßebeeindruckt. Die Straße hatte einen ganz schlechten Ruf. Umso erstaunter war ich, in der Ausstellung zu sehen, welche unterschiedlichen Menschen dort wohnen und was hinter den kargen Fassaden passiert. Das ist wirklich eine Straße, die es wert ist, entdeckt zu werden.

Was macht Köthen für Sie aus?

Sabine Radtke: Ich empfinde es als Glück, in einer Stadt geboren zu sein, in der Bach gewirkt hat. Ich bin froh, dass Köthen im Krieg nicht zerstört und nach der Wende mit Liebe zum Detail saniert wurde. Köthen ist den richtigen Weg gegangen: Die große Industrie ist weg, jetzt wird eine Stadt zum Wohlfühlen daraus. Es ist natürlich spürbar, dass die Stadt schrumpft. Es fehlen junge Menschen, und viele hier kämpfen mit sehr existenziellen Problemen. Aber ich lebe eigentlich sehr gerne hier und bin etwa im Bachverein aktiv. Schlussendlich engagiert man sich ja, um sich weiter in der Stadt wohlzufühlen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass vielen Köthenern gar nicht bewusst ist, wie viele Schätze hier schlummern, auf die wir stolz sein können und sollten. Die optimistische Grundhaltung, die ich in der Zusammenarbeit mit den homöopathischen Ärzten erlebe, würde ich mir für Köthen auch weiterhin wünschen. Schön wäre, wenn zukünftig mehr Köthener den Kopf frei und letztlich die Ressourcen hätten, sich für Kultur und Entwicklung zu interessieren. Vielleicht kann die IBA dazu beitragen, obwohl da sicher noch an anderer Stelle einiges zu tun ist.

Info: Köthen (Anhalt)