Ein Architektur- und Umwelthaus für Naumburg

Informationsveranstaltung und Erfahrungsberichte am 23. Januar 2009

Wenzelsgasse 9 in Naumburg //
Foto: Stadt Naumburg (Saale)

14. Januar 2009 –

In Naumburg (Saale) soll ein Architektur- und Umwelthaus entstehen. Im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010 ist damit in der Saalestadt auch ein Ort für Bildungsangebote vorgesehen, die sich den Themen Architektur, Stadt und Umwelt widmen. Vorbilder sind hierbei niederländische oder österreichische Architekturhäuser.

Am Freitag, den 23. Januar 2009 wird die Idee und das Konzept für das Architektur- und Umwelthaus in Naumburg öffentlich vorgestellt. Außerdem berichten Gäste aus anderen Städten von ihre Erfahrungen mit der Vermittlung von Architektur und stellen bestehende Architekturhäuser vor.

Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 bearbeitet Naumburg das Thema „Stadt-Bildung: Bürger bilden Städte – Städte bilden Bürger“. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass die wichtigsten Partner bei der Gestaltung einer Stadt deren Bürger sind, die als Bewohner und Nutzer oder auch als Bauherren konstruktiv mitwirken. Bürger übernehmen damit auch Verantwortung, aus der heraus Identifikation und Engagement für eine lebenswerte Stadt entstehen – ein Wechselverhältnis das umso produktiver wird, je mehr Wissen und Verständnis über Gestaltung, Architektur, Umwelt und Stadtbau bei den Bürgern vorhanden sind.

In Naumburg hat es sich der Bürgerverein u. a. zur Aufgabe gemacht, Bürger der Stadt durch baukulturelle sowie umweltbezogene Bildung an der künftigen Stadtgestaltung zu beteiligen. So wurden Unterrichtsangebote zum Thema Baukultur entwickelt, Kooperationen mit Schulen aufgebaut und erste Projekte mit Schülern des Domgymnasiums Naumburg durchgeführt.

Gemeinsam mit dem Umweltladen e.V. entwickelte der Bürgerverein die Idee für ein Architektur- und Umwelthaus in Naumburg. Es soll ein Anlaufpunkt für Bürger, Schüler und Lehrer aber auch für die Besucher der Stadt, für Fachtouristen und Studentenexkursionen werden. Das Haus soll in enger Kooperation mit dem Lebenshilfe e.V. betrieben werden, der sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen mit Behinderungen durch ein integratives Wohnprojekt in das städtische Leben zu integrieren.

Als Standort für das Architektur- und Umwelthaus sind die Grundstücke der Wenzelsgasse 7-9 vorgesehen. Das barocke Gebäude der Wenzelsgasse 9 könnte mit Neubauten ergänzt werden.
Hier in der nördlichen Naumburger Altstadt, dem Jakobsviertel, sind trotz umfangreicher  Sanierungsleistungen in den letzten Jahren immer noch zahlreiche Baulücken zu finden. Auch ist der Anteil unsanierter Bausubstanz, teilweise in einem sehr kritischen Zustand, weiterhin hoch. Das Architektur- und Umwelthaus könnte dem Gebiet bedeutende Impulse geben und neue Lebendigkeit bringen. Als Beispiel für die Zusammenführung von bürgerschaftlichem Engagement mit den Aktivitäten zu Stadtsanierung soll ein modellhaftes Projekt der IBA Stadtumbau 2010 entstehen.

Informationsveranstaltung und Erfahrungsaustausch

Auf der Veranstaltung am 23. Januar wird zunächst Bärbel Cronau-Kretzschmar vom Naumburger Bürgerverein die Idee und das Konzept des Architektur- und Umwelthauses vorstellen. Anschließend werden Experten inhaltlich oder baulich vergleichbaren Projekte und Erfahrungen erläutern.

  • Dr. Hannes Hubrich wird über baukulturelle Bildung und die Vermittlung von Architektur sprechen. Er ist Dozent an der Bauhaus-Universität Weimar und arbeitet bereits seit vielen Jahren in der Lehre und in der Architektenkammer Thüringens auf diesem Gebiet. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Architektur und Kinder“ des internationalen Architektenverbandes (UIA) und richtete 2001 das interdisziplinäre Seminar Architekturvermittlung an der Bauhaus-Universität Weimar ein.
  • Heidrun Schlögl wird Programme, Organisation und Finanzierung des Architekturnetzwerks Niederösterreich ORTE erläutern. Sie ist Geschäftsführerin des Netzwerks und wird über die Erfahrungen aus der Arbeit der letzten 15 Jahre berichten. ORTE arbeitet in einem mit Naumburg vergleichbaren Umfeld von Mittelstädten, außerhalb eines Einzugsgebietes von Großstädten, Universitätslandschaften oder Kunstbetrieben, wie es normalerweise für den Betrieb von Architekturhäusern existenziell ist.
  • Das Haus der Architektur Graz ist ein gemeinnütziger Verein zur Architekturvermittlung und Förderung zeitgenössischer Baukultur. 1988 wurde es als erstes Haus dieser Art in Österreich gegründet und war der Vorreiter für Gründungen ähnlicher Institutionen in allen anderen Bundesländern Österreichs sowie in ganz Europa. 2007 bezog der Verein das frisch renovierte Palais Thinnfeld in der Grazer Innenstadt und teilt sich die Räume mit zwei weiteren Institutionen. Christoph Heinemann, vom Institut für angewandte Urbanistik (ifau), einer Architektengruppe aus Berlin, die gemeinsam mit Jesko Fezer das neue Haus geplant haben, wird dessen ungewöhnliches Konzept einer „Architektur als Verhandlungsraum“ vorstellen.
  • Vom Architektur- und Umwelthaus in Naumburg soll ein Signal für ein zeitgemäßes Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen in der Altstadt ausgehen – in Verbindung mit der Bewahrung der wertvollen historischen Bausubstanz. Als besonders kompliziert stellt sich die Instandsetzung des barocken Gebäudes in der Wenzelgasse 9 dar, das sich derzeit in einem ruinösen Zustand befindet. Konrad Fischer ist ein ausgewiesener Experte für solche – je nach Sichtweise – hoffnungslosen Fälle oder besonderen Herausforderungen. Er hat Erfahrung aus bundesweit über 400 Baudenkmal-Instandsetzungen und wird über die sparsame Reparatur und Instandsetzung von historischen Bauruinen berichten.

Termin: Freitag, 23. Januar 2009, 17:00 Uhr
Ort: Naumburg-Haus, Lindenring 34, 06618 Naumburg